Landgang
Landgang
Klaus Nerlich
LANDGANG
Zeichnung
Nach der Ideenlehre Platons - beschrieben im Höhlengleichnis - sind alle sinnlich wahrnehmbaren Dinge nur unvollkommene und daher fragwürdige Abbilder der Realität.
Als solche sind sie bestenfalls von sehr begrenztem Wert.
Naturgegenstände stellen hier als Schattenbilder von Landschaftszeichnungen der tatsächlichen Natur dar und werden von den bei Platon beschriebenen Bewohnern der Höhle als wahre Darstellung der Umwelt genommen.
Werke der bildenden Kunst, deren Urheber darunter auch die Körper der Lebewesen nachahmen, sind Abbilder von Abbildern und daher nach Platon noch minderwertiger als das, was sie darstellen sollen.
Mit solchen Abbildern von Abbildern haben es die Höhlenbewohner zu tun, denn die getragenen Gegenstände, deren Schatten sie sehen, sind keine Naturdinge, sondern künstliche Nachbildungen lebender Körper.
Die Gefangenen, die im Gleichnis für die Masse der unphilosophischen Menschen stehen, leben somit in einer Kunst- und Phantasiewelt von Abbildern zweiter Ordnung und negieren gar die Beschreibungen dessen, dem es gelang, der Höhle zu fliehen.
Montag, 4. Mai 2015