Wir sehen nicht die realen Berge,

sondern unser Bild von ihnen.


Die Berge lassen uns staunen. Der wahre Segen der Berge liegt nicht darin, dass sie eine Herausforderung oder eine Arena für uns sind. Sie bieten etwas Sanfteres und unendlich Machtvolleres: Sie fördern unsere Bereitschaft, Wunder anzuerkennen.


Unsere Reaktionen auf Landschaften sind zum größten Teil kulturell bedingt. Wenn wir eine Naturszenerie betrachten, sehen wir nicht nur, was da ist, sondern was wir zu sehen meinen.


Was wir einen Berg nennen, ist in Wahrheit nichts anderes als das Zusammenwirken der physischen Formen der Welt und der menschlichen Vorstellungskraft - ein Berg der Seele. Und das Verhalten der Menschen gegenüber dem Berg hat wenig mit den tatsächlichen Gegebenheiten von Eis und Fels zu tun.


Zwar ist eine mehr oder minder tiefe Kluft zwischen innerer und äußerer Wirklichkeit ein Merkmal aller menschlichen Auffassungen, doch der tiefste Spalt tut sich zweifellos dort auf, wo es um die Berge geht.


Stein, Fels und Eis fühlen sich für die Hand weitaus weniger angenehm an, als sie dem geistigen Auge erscheinen. Und die Berge der erde haben sich oft als widerspenstiger, als verhängnisvoll realer erwiesen, als die Berge der Seele.


Robert Macfarlane