Panografien


In den Arbeiten dieser Ausstellung geht es um das Sehen als Phänomen. Der Künstler spürt der Frage nach: wie lässt sich auf der zweidimensionalen Bildfläche ein Raum in seinerDreidimensionalität und damit in seiner Komplexität darstellen?


Auf diese Frage haben schon die Kubisten zu Beginn des vergangenen Jahrhunderts eine Antwort gesucht. Sie fanden sie im analytischen Zerlegen des Körpers in seine signifikanten Einzelteile.


Der britische Künstler David Hockney griff die Methode der Kubisten erneut auf, allerdings in abgewandelter Form. Schon 1970 hatte er Fotoserien gemacht und die Bilder mit der Absicht aneinandergeklebt, auf diese Weise umfänglichere Architekturaufnahmen ohne die Verzerrungen eines Weitwinkelobjektivs zu erhalten. Er nannte diese Werke „joiners“ (Verbinder). Während eine einzelne Fotografie nur einen Augenblick gleichsam einfrieren kann.


Klaus Nerlich macht sich diesen Ansatz von David Hockney und das Wissen um den menschlichen Sehvorgang bei der visuellen Darstellung von Räumen zunutze. Seine Bilder sind Übertragungen des gesehenen Realraumes in den Bildraum, der durch die Technik der Collage zu einem realen Bildraum wird. Das gelingt ihm mit Hilfe digitaler Computertechnologie, die pro Bild ca. 60 bis 150 Einzelbilder zu einem völlig neuen Raum konstituieren. Die gewünschte umfassende Ansicht des Gesamtraumes ließ sich nicht auf herkömmliche Weise realisieren, sondern erforderte einen neuen Ansatz, der mit unserer räumlichen Seherfahrung spielt, sie unterläuft und dabei zu unerwarteten, visionären Ergebnissen kommt.


Susanne Knorr